Wer nicht flüchten konnte
Deportation - KZ - Tod
Dies war das Schicksal aller – auch der ehemaligen Langener – Juden, denen es nicht gelang, vor 1941 ins rettende Ausland zu flüchten. 36 der ehemals 77 Langener Jüdinnen und Juden (von 1933) kamen dabei zu Tode.
Aber auch vorher schon machten Langener Bürger unangenehme Bekanntschaft mit den Folterstätten der Nazis.
Über Konzentrationslager (nach Wikipedia)
Der Begriff Konzentrationslager (KZ) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des NS-Regimes.
Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der NSDAP errichtet. Es waren schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.
Man kann die Entwicklung der nationalsozialistischen Konzentrationslager in vier zeitlich zu trennende Phasen einteilen (1933–1935, 1936–1938, 1939–1941 und 1942–1945). Diese lassen sich durch die Gruppen der Inhaftierten, den Haftzweck, die Art der Durchführung und die Haftfolgen beschreiben. Stand in der ersten Phase die Einschüchterung und Verfolgung politischer und gesellschaftlicher Gegner der NSDAP im Vordergrund, wurde schließlich die massenhafte Ermordung jüdischer Bürger in ganz Europa (Shoah) zum Hauptziel.
1933 bis 1935
Während der ersten Phase in den frühen Jahren der NS-Diktatur bis zum Frühsommer 1934 begannen der NSDAP nahestehende Organisationen, vor allem die Sturmabteilung (SA) damit, überall in Deutschland zusätzlich zu staatlichen Gefängnissen größere oder kleinere Inhaftierungsstätten aufzubauen. Im März 1933 wurde bei Weimar das KZ Nohra als erstes Konzentrationslager des Dritten Reiches eingerichtet, ebenso das Konzentrationslager Dachau (bei München) usw.
Die frühen KZs bestanden zumeist aus improvisierten Folterstätten in Scheunen, Kneipen, Kellern oder anderen Liegenschaften, die von der SA „übernommen“ worden waren. Hier wurden politische Gegner des Regimes außerhalb des normalen Rechtssystems in „Schutzhaft“ genommen und misshandelt.
Bis Mitte März 1933 wurden über 100.000 Menschen inhaftiert, . Im Sommer 1933 wurden noch mehr als 26.000 Menschen in diesen Haftstätten gefangen gehalten.
Unter den Verhafteten waren auch zahlreiche Langener (siehe: Adolf Mirkes/Karl Schild, Zeugnisse: Offenbach 1933 – 1945, Verfolgung und Widerstand in Stadt u. Landkreis Offenbach, Röderberg-Verlag 1988), fast alle Aktive der SPD und der KPD. Juden waren noch nicht dabei; die beiden parteipolitisch aktiven Juden von Langen, die Brüder Karl und Georg Simon, waren schon aus Langen geflüchtet und entgingen so ihrer Verhaftung.
Das für uns „zuständige“ KZ war Osthofen (bei Worms), in dem zwischen 1933 und 1934 neun Langener für einige Monate einsaßen natürlich ohne Gerichtsurteil. Weitere 7 Personen wurden für kurze Zeit in „Schutzhaft“ genommen.
In September 1935 wurde Max Neu der Rassenschande beschuldigt, verhaftet und bis 27.03.1936 im KZ Dachau inhaftiert. Auch die damals 20-jährige Hausangestellte wurde verhaftet und bis Januar 1936 im KZ Moringen gefangen gehalten.
1936 bis 1938
Die zweite Phase begann 1936 und dauerte bis 1938. Während in der ersten Phase noch hauptsächlich politische Gegner des Regimes inhaftiert waren, wurde in der zweiten Phase damit begonnen, diejenigen zu inhaftieren, die nicht dem nationalsozialistischen Bild der Volksgemeinschaft entsprachen: vor allem „Asoziale“, „Arbeitsscheue“, mehrfach Vorbestrafte, Homosexuelle und Zeugen Jehovas, die in den Lagern als „Bibelforscher“ gekennzeichnet wurden.
In dieser zweiten Phase wurden die Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald gebaut.
Während der Novemberpogrome 1938 wurden 26.000 Juden inhaftiert, um sie zur Emigration zu zwingen und ihr Vermögen zu arisieren.
Darunter waren wieder einige Langener:
Robert Blum, KZ Dachau von 16.11.1938 bis 08.02.1939
Stefan Lazarus, KZ Buchenwald, 11.1938 bis 15.02.1939
Ende 1938 wurden fast 60.000 Menschen in Konzentrationslagern festgehalten.
1939 bis 1941
In der dritten Phase, die nach Beginn des Überfalls auf Polen bis Mitte 1941 bzw. Anfang 1942 andauerte, wurden die Häftlinge in SS-Produktionsstätten wie Steinbrüchen und Ziegeleien eingesetzt. Nach einer Inhaftierungswelle in Deutschland stiegen die Häftlingszahlen binnen kürzester Zeit stark an. Ende 1940 befanden sich 53.000 Häftlinge in deutschen Konzentrationslagern. Waren es am Anfang vor allem noch Deutsche, so kamen mit Beginn des Krieges vor allem Menschen aus den von Deutschland eroberten Gebieten, also Zivilpersonen aus Polen, Frankreich, Tschechien, Jugoslawien, den Niederlanden, Belgien und Soldaten der Sowjetunion. Unter diesen Häftlingen waren viele Juden, Roma und Sinti.
In den eroberten Ländern wurden viele neue Lager errichtet; bald waren mehr Häftlinge in diesen Lagern eingesperrt als im Reichsgebiet (Deutschland und Österreich).
Mit Beginn der dritten Phase wurden die Konzentrationslager in drei Kategorien eingeteilt, welche die Härte der Behandlung und die Lebensbedingungen der Häftlinge anzeigten. Die Sterblichkeitsrate unter den Häftlingen vervielfachte sich in der dritten Phase: So in Dachau von 4% auf 36% im Jahre 1942; in Buchenwald von 10% auf 19% im Jahr 1941.
Zusammen mit Wilhelm Burk wurden 1941 auch andere Personen der Langener Widerstandszelle der KPD verurteilt. Nach Verbüßung ihrer Gefängnisstrafe wurden sie ins KZ verbracht:
– Erich Persson in das KZ Buchenwald
– Peter Werner in das KZ Oranienburg
– Karl Rühl in die Kzs Dachau und Natzweiler
– Wilhelm Burg in das KZ Oranienburg. Er verstarb dort am 14.02.1943
1942 bis 1945
Die vierte Phase begann etwa Anfang 1942 und endete 1945. Sie war vor allem durch die massive Judenverfolgung und die Einrichtung von Vernichtungslagern gekennzeichnet. Die Transporte in die Todeslager kamen aus ganz Europa.
Mehrere Tausend KZ-Außenlager entstanden, in denen die Häftlinge unter meist unmenschlichen Bedingungen für Privatunternehmen arbeiten mussten.
Die Anzahl der KZ-Häftlinge erreichte im August 1943 bereits 224.000, stieg im August 1944 auf 524.286 und lag kurz vor Kriegsende, im Januar 1945, bei 714.211 Menschen. Die Gefangenen kamen aus allen Teilen Europas. Deutsche und Österreicher umfassten am Ende des Krieges nur noch etwa 5–10 % der Häftlinge.
In der Endphase des Krieges ab Dezember 1944 kamen vermutlich 240.000 Häftlinge zu Tode. Zu der hohen Todesrate kam es durch Mangelernährung, unzureichende Bekleidung und Schwerstarbeit, durch Strapazen und Morde bei den Todesmärschen zur Räumung von Lagern, durch Fliegerangriffe und Seuchen. Auch nach der Befreiung starben noch tausende Häftlinge in den Lagern an den Krankheiten und der Unterernährung.
Die Zahl der Häftlinge, die für Wochen oder Jahre in einem der Konzentrationslager eingesperrt waren, wird insgesamt auf zweieinhalb bis drei Millionen Menschen geschätzt.
Die (ehemaligen) Langener Juden, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Land verlassen hatten und jetzt i.d.R. in Frankfurt wohnten, erlitten alle das gleiche Schicksal:
Zwischen 19. Oktober 1941 und 15. März 1945 wurden von Frankfurt am Main in etwa 30 Transporte nahezu 10.000 Jüdinnen und Juden in die Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in Polen, der Tschechei, Serbien, Litauen, Lettland und Weißrussland deportiert. Fast alle diese Menschen – Männer, Frauen, Kinder und Greise – kamen zu Tode oder wurden systematisch ermordet.
Nur ein einziger der Langener Juden überlebte den KZ-Aufenthalt: Wilhelm Kahn.
Konzentrationslager/Gefängnisse und ihre Langener Opfer | |||
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KZ/Gefängnis (Link zu externen Web-Seiten) | Name des Opfers | Deportation/Haft | Todesdatum |
Auschwitz (Polen) | Morgenstern, Cilli geb. Friedmann | 18.08.1942 Theresienstadt | 15.05.1944 |
Morgenstern, Erna S0phie | 18.08.1942 Theresienstadt | 15.05.1944 | |
Schloß, Dora | 15.09.1942 Theresienstadt | 09.10.1944 | |
Banjica (Serbien) | Eppstein, Bernhard | 1942 aus München | 11.08.1942 |
Buchenwald (Deutschland) | Kuntz, Albert | 11.03.1933 verhaftet in Langen | 23.01.1945 |
Gurs (Frankreich) | Neu, Arthur | Mai 1940 | 15.12.1940 |
Izbica (Polen) | Wolf, Else geb. Simon | 22.04.1942 aus Krefeld | ca. 22.04.1942 |
Wolf, Walter | 22.04.1942 aus Krefeld | ca. 22.04.1943 | |
Kaunas/Kowno (Litauen) | Lazarus, Hilde geb. Liffmann | 22.11.1941 aus Frankfurt | 25.11.1941 |
Schiff, Anton | 22.11.1941 aus Frankfurt | 25.11.1941 | |
Schiff, Selma geb. Lazarus | 22.11.1941 aus Frankfurt | 25.11.1941 | |
Lodz/Litzmannstadt (Polen) | Eppstein, Rosa geb. Kahn | 19.10.1941 aus Frankfurt | ca. 10.1941 |
Kahn, Bernhard | 23.07.1942 | ||
Kahn, Bertha Betty | fg 08.05.1945 | ||
Rossmann, Julius | 20.10.1941 aus Frankfurt | ca. 20.10.1941 | |
Rossmann, Thekla geb. Strauß | 20.10.1941 aus Frankfurt | ca. 20.10.1941 | |
Lublin-Maijdanek (Polen) | Landau, Richard | Mai/Juni 1942 | 06.09.1942 |
Schloß, Jenny verh. Blum | 10.06.1942 | ca. 10.06.1942 | |
Minsk (Weißrussland) | Blum, Selma geb. Strauß | 11./12.11.1941 aus Frankfurt | 12.11.1941 |
Sichel, Ilse | 11./12.11.1941 aus Frankfurt | 11.11.1941 | |
Raasiku (Estland) | Berg, Martha geb. Markus | 24.09.1942 | fg 08.05.1945 |
Berg, Hanna-Lore Karoline | 24.091.942 | fg 08.05.1945 | |
Riga (Lettland) | Eppstein, Johanna | 12.1941 aus Stuttgart | 1941 |
Schloß, Meta | 02.03.1943 aus Ahlem | 02.03.1943 | |
Sachsenhausen (Deutschland) | Burk, Wilhelm | 1941 Gefängnis | 14.02.1943 |
Sobibor (Lublin/Polen) | Bär, Mathilde | Mai/Juni 1942 | fg 08.05.1945 |
Bendheimer, Paula Elisabeth verh. Landau | Mai/Juni 1942 | 05.05.1942 | |
Lazarus, Gertrud Fanny | 05.05.1942 | ||
Markus, Bertha verh. Speyer | 16.07.1943 aus Utrecht | 16.07.1943 | |
Strauß, Meta Jenny | Mai/Juni 1942 | 05.05.1942 | |
Strauß, Edith Beate | Mai/Juni 1942 | 05.05.1942 | |
Theresienstadt (Tschechien) | Kahn, Franziska | 15.09.1942 | 04.08.1943 |
Kahn, Wilhelm | 25.04.1905 | überlebt | |
Lazarus, Siegfried | 16.09.1942 | 04.02.1944 | |
Lazarus, Adele Jette geb. Gombrich | 16.09.1942 | 06.02.1943 | |
Morgenstern, Isaak | 18.08.1942 aus Frankfurt | 03.02.1944 | |
Neu, Betty geb. Neu | 18.08.1942 aus Frankfurt | 30.12.1942 | |
Neu, Siegmund | 01.09.1942 aus Frankfurt | 21.02.1944 | |
Neu, Jenny geb. Grünebaum | 01.09.1942 aus Frankfurt | 17.02.1944 | |
Untersuchungshaftanstalt Frankfurt Hammelgasse | Helfmann, Adolf | verhaftet 22.03.1943 | 24.12.1943 |
Strafgefängnis Berlin Plötzensee | Rietig, Walter | verhaftet 13.07.1942 | 22.12.1942 |
"Heilanstalt" Hadamar | Dornburg, Ludwig | 08.03.1938 Goddelau | 21.03.1941 |
Ehrhardt, August Georg | Godelau-Weilmünster | 29.05.1941 | |
Heck, Adolf | Godelau-Weilmünster | 29.05.1941 | |
Kühn, Adam | Godelau-Weilmünster | 29.05.1941 | |
Leyer, Luise Margarete | Godelau-Weilmünster | 20.03.1941 | |
Sallwey, Georg | Weilmünster | 17.11.1944 | |
Steitz, Georg | Ffm.Uniklinik-Weilmünster | 24.02.1941 | |
Werner, Anna Barbara | Godelau-Weilmünster | 06.06.1941 | |
"Heilanstalt" Weilmünster | Schmidt, Susanne | 18.04.1941 von Goddelau | 14.05.1941 |
Altes Zuchthaus Brandenburg" | Schiff, Johanna Martha | Goddelau | 01.10.1940 |
"Flucht in den Tod" | Lazarus, Rosa Erna | 1938 nach Frankfurt | 20.05.1941 |
Strauß, Mina | 19.09.1941 | ||
Schloß, Frida geb. Strauß | 1938 nach Frankfurt | 08.08.1942 | |
fg = Todestag amtlich festgesetzt | |||
Gedenkstättenportal für die ermordeten Juden Europas: http://www.memorialmuseums.org/europe |