Was sind Stolpersteine?

Es sind 10 x 10 cm große Betonsteine mit einem Kopf aus einer Messingplatte, in die Name, Geburtsdatum und das weitere Schicksal eines im Nationalsozialismus verfolgten Menschen eingeschlagen wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist der Erfinder dieser Steine; er hat bis Dezember 2019 über 75.000 dieser Steine in 1265 Städten und Gemeinden in der BRD und inzwischen auch in 21 Ländern Europas, von Spanien bis Russland, von Italien bis Norwegen, verlegt. Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. (www.stolpersteine.eu)

Die Steine liegen i.d.R. vor der letzten selbst gewählten Wohnstätte von Menschen, die Opfer der Nazis wurden. Die meisten waren Juden. Sie wurden deportiert und ermordet oder konnten – wenn sie Glück hatten – ihr Leben retten durch Flucht. Andere waren Opfer der „Euthanasie“; sie starben, weil sie aufgrund ihrer Erkrankung nach Nazi-Ansicht nicht lebenswert waren. Oder sie waren politische Gegner, „Fahnenflüchtlinge“, Zigeuner, Zeugen Jehovas oder homosexuell. Die Steine werden ebenerdig verlegt; man soll lediglich mit dem Auge  darüber stolpern.

Den ersten Ansatz für das Projekt STOLPERSTEINE hat Gunter Demnig 1990 in Köln geschaffen mit einer Schriftfarbspur zur Deutzer Messe, von wo aus im großem Umfang Sinti und Roma deportiert wurden. Daraus entstand die Idee, zu zeigen, dass die Opfer der Nazis  überall zwischen uns wohnten – mit einem Gedenkstein vor dem Haus, in dem sie lebten. Die erste Verlegung 1996 in Köln geschah noch ohne offizielle Erlaubnis, aber schon ein Jahr später verlegte Demnig 55 Steine in Berlin-Kreuzberg im Rahmen der Ausstellung „Künstler forschen nach Auschwitz“ mit Erlaubnis der Stadt. Finanziert wurden die Stolpersteine durch Spenden und Patenschaften von Bürgern, Schulklassen und Kommunen. Die Idee war ausgereift und ein gangbarer Weg der Umsetzung gefunden. Rasend schnell breiteten sich die „dezentralen Denkmäler“ in Deutschland und einigen Nachbarländern aus. Heute kann man in vielen Städten die vertrauten Messingschilder erblicken, die alle mit den Worten beginnen: HIER WOHNTE… Begleitend zur Verlegung wird das Schicksal der Opfer recherchiert und öffentlich bekannt gemacht. Die Opfer sollen aus der Dunkelheit des Vergessens ans Licht der Erinnerung gestellt werden.

Hauptopfergruppe der Nazi-Verbrechen waren, wie oben ausgeführt, die jüdische Bevölkerung. Sechs Millionen Juden wurden von den Nazis ermordet, vor allem aus Russland und Polen. Von den 600.000 jüdischen Menschen, die 1933 im „Deutschen Reich“ lebten, mussten ca. 130.000 ihr Leben lassen; die anderen überlebten nur durch Flucht aus ihrer Heimat, in der sie manchmal schon seit vielen Generationen lebten und wirkten. Die Erinnerungen an das Erlittene und an die schmerzlichen Verluste haben sie nie mehr losgelassen und erst in den letzten Jahren konnten einige – inzwischen in hohem Alter – über ihre Erlebnisse in der Nazizeit reden und der jüngeren Generation berichten.