Familie Julius Strauß

Strauß, Julius                                    * 09.08.1876   überlebt in USA

Strauß, Klara, geb. Haas                   * 01.06.1879   überlebt in USA

Strauß, Louise, verh. Grünebaum     * 20.11.1908   überlebt in USA

Strauß, Alfred                                    * 02.11.1910   überlebt in USA

Stolpersteine Bahnstraße 4

Verlege-Aktion 16, Oktober 2009

Julius Strauß

09.08.1876 überlebt in USA

Julius Strauß wurde am 9. August 1876 als Sohn des Handelsmannes Herz Strauß und dessen Ehefrau Louise, geborene May, in Langen, Frankfurter Straße 3 geboren. Er war das zweite von insgesamt acht Kindern.

Klara Strauß, geb. Haas

* 01.06.1879 überlebt in USA

Klara Haas wurde am 1. Juni 1879 in Gau-Odernheim geboren und war am 3. August 1931 nach Langen gekommen, um Julius Strauß am 24. November 1931 zu heiraten.

Von 1895 bis ca. 1907 lebte Julius Strauß in Frankfurt.  Er übernahm am 1. April 1908 zusammen mit seinem Schwager Julius Blum die seit 1879 bestehende Firma seines Vaters Herz Strauß. Dieser hatte sein Geschäft am 28.05.1904 von der Frankfurter Straße 3 in die Ludwigstraße 14 (heute August-Bebel-Straße) verlegt. Julius war als „Woll- und Kleiderhändler im Kleinen – Ellenwaren, Krämer, Möbelhändler mit neuen Möbeln, Schreiner mit Gehilfen und Glaser“ gemeldet.

Nach dem Tod von Julius Blum im Jahr 1925 wurde dessen Ehefrau Selma Blum, geborene Strauß, die Schwester von Julius Strauß, Teilhaberin. Die Familie hatte einen gutbürgerlichen Lebensstandard.

Ab dem 30. Januar 1933 wurde das Geschäft, ein Abzahlgeschäft, auf das stärkste boykottiert. Viele weigerten sich weiter an Juden zu bezahlen. Dadurch erlitt Julius einen erheblichen Schaden auf Grund der enormen Außenstände. Julius besaß eine Reiselegitimationskarte und konnte dadurch seinen Unterhalt bestreiten. Da er als Reisender geschäftlich besonders kleinere Ortschaften besuchen musste, war er von 1933 an in immer größerem Maße dem Boykott und zum Teil offener Feindschaft ausgesetzt.

Er setzte den Textilhandel, soweit dies durch NS-Verfolgungsmaßnahmen noch möglich war, fort. Im Ladengeschäft wurden zum Schluss vornehmlich Textilien verkauft. Die übrigen angemeldeten Gewerbezweige wurden praktisch nicht mehr betrieben.

In erster Ehe war er mit der am 01.12.1882 in Weiterstadt geborenen Settchen Lehmann verheiratet. Mit ihr bekam er zwei Kinder, Louise und Alfred.

Die Familie von Julius Strauß wohnte erst in der Gartenstraße 12 bei Heinrich Keil, zog dann ca. 1913/14 in die Kaiserstraße 20 in das Haus von Kaspar Heinrich Werner (heute: Walther-Rathenau-Straße 1 /Eckhaus zur Bahnstraße mit der Gaststätte Jume´s).

Am 20. Mai 1929 starb Settchen Strauß.

Julius Strauß heiratete zwei Jahre später Klara Haas. Mit ihr und den beiden Kindern aus erster Ehe lebte er von 1931 bis 1934 als Mieter in der Bahnstraße 4.

Bereits am 1. August 1934 zog die Familie Strauß nach Frankfurt a.M. und kaufte ein Haus in der Elkenbachstraße 22, Bornheim, da sie hofften, in der Großstadt von den Verfolgungsmaßnahmen verschont zu bleiben.

Auch hier betrieb Julius seinen Textilhandel, jedoch mit geringem Einkommen. Am 1. Juli 1940 musste Julius Strauß das Haus in der Elkenbachstraße 22 in Frankfurt für 25.500 RM verkaufen, konnte aber über das Geld nicht frei verfügen. Am 19. März 1941 erhielten Julius und Klara Strauß eine Freigabe für 500 RM als Spesen für die Auswanderung, ein Visum nach Spanien und Portugal und für die Reise nach Berlin mit Aufenthalt.

Julius und Klara verkauften viele ihrer Habseligkeiten vor der Auswanderung zu geringen Preisen, manches mussten sie billig verschleudern. Viele ihrer Möbel mussten sie in der großen 5-Zimmer-Wohnung zurücklassen. Die Auswanderung kostete Julius Strauß 1.000  US Dollar, welche in New York vom Joint-Committee eingezahlt worden sind. Dazu kamen noch die Kosten für den Transport des Umzugsgutes von 450 RM, das jedoch nie ankam.

Spätestens am 5. Mai 1941 mussten Julius und Klara aus Frankfurt abreisen um am 20. Mai 1941 ab Lissabon mit der „SS Nyassa“ der Hamburg-Amerika-Linie vom „Joint-Committee“ nach New York fahren zu können.

Als 65 Jahre alter Mann musste Julius in Amerika Gelegenheitsarbeiten annehmen. Sein Verdienst war aber so gering, dass ihn seine beiden Kinder unterstützen mussten.

Durch die erzwungene Auswanderung, den Verlust seiner Existenz und die schwere körperliche Arbeit litt Julius Strauß an einem Herzleiden, an dem er am 5. November 1947 starb.

Louise Strauß, verh. Grünebaum

* 20.11.1908 überlebt in USA

Louise Strauß wurde am 20. November 1908 in Langen geboren. Sie heiratete den am 16.09.1901 in Idstein geborenen Otto Grünebaum und lebte mit ihm in Idstein. Otto Grünebaum betrieb dort ein gutgehendes Viehgeschäft, das er von seinem Vater übernommen hatte. Die Familie wanderte noch vor Louises Eltern nach Amerika aus.

Otto Grünebaum starb nach sechjähriger Krankheit am 20.8.1950 im Alter von 49 Jahren in New York. Seine Frau Louise lebte noch bis 1953 dort. Offenbar zog sie danach nach Großbritannien, im Jahr 1961 lebte sie in London.

Die beiden hatten einen Sohn. Lothar Grünebaum, jetzt Robert Lothar Grün. Er wurde am 7. Februar 1933 in Idstein geboren.

Alfred Strauß

* 02.11.1910 überlebt in USA

Alfred Strauß kam am 2. November 1910 in Langen zur Welt.

Alfred war von Beruf Kaufmann wie sein Vater und Großvater. Nach seiner Emigrationin in die USA erlangte er die amerikanische Staatsbürgerschaft und lebte in Los Angeles. Er arbeitete als Fotograf, war verheiratet und hatte drei Kinder. Er starb am 21.08.1987 in Pacific Palisades, Kalifornien, USA.

Weitere Informationen finden Sie im Buch “Vergessene Nachbarn – Juden in Langen ca.1704 bis 1938”, Verlag BoD Books on Demand, Norderstedt, 2019, ISBN: 978-3-7494-9722-5

347 (S. 373), 338

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