Die Langener Synagoge war ein bedeutendes jüdisches Zentrum für die nähere Umgebung – nicht nur die Langener, auch die Neu-Isenburger und Dreieicher Gläubigen besuchten diese Synagoge. Sie wurde im Rahmen eines großen Festes 1902 eingeweiht, an dem neben dem Bürgermeister und dem Landrat auch viele Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche teilnahmen. Der Gemeinderat gab zum Bau der Synagoge 300 Mark, wie neun Jahre zuvor zum Bau der katholischen Kirche. Die jüdische Gemeinde war gleichberechtigt mit den anderen Religionsgemeinschaften.
Mit dem Machtantritt der Nazis 1933 änderte sich das. Man fand zunehmend Schmierereien wie „Jude verrecke“ und andere Beschimpfungen der jüdischen Konfession an diesem Gebäude. 1935 wurde das Türschloss an der Synagogentür zerstört, sodass man nicht mehr hinein konnte und die Langener Geschäftsleute weigerten sich, die Tür zu reparieren – „aus weltanschaulichen Gründen“.
Im Mai 1938 stürmten Hitler-Jungen die Synagoge; das Inventar wurde zertrümmert, der Ofen herausgerissen, die Thorarollen zerstört. Sechs Monate später, in der von den Nazis so genannten „Reichskristallnacht“ vom 9. auf den 10. November, wurde das jüdische Gotteshaus vor den Augen einer johlenden Menschenmenge in Brand gesteckt.
Das Inbrandsetzen der Synagogen und die Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung und ihr Eigentum wurden durch die Reichsleitung der NSDAP angeordnet und organisiert. In Verbindung mit den Pogromen verhaftete man zahlreiche jüdische Mitbürger und brachte sie in Konzentrationslager. Allein in das KZ Buchenwald lieferte man in diesen Tagen 9.815 Personen ein. Drei der Verhafteten waren Langener Juden.
Die wenigen damals noch in Langen wohnenden Jüdinnen und Juden verließen die Stadt nach dem Novemberpogrom und zogen in die Großstadt Frankfurt, wo sie sich Schutz in der Anonymität erhofften.
Nach dem Kriegsende wurden die ortsbekannten Brandstifter dazu gezwungen, das jetzige Mahnmal aus den Trümmern der Synagoge zu errichten. Auf der Tafel, innerhalb des Geländes der Gedenkstätte, ist zu lesen:
„In Langen lebten seit dem 17. Jahrhundert jüdische Einwohner. Im Jahre 1933 zählte die jüdische Gemeinde 77 Mitglieder. Während der Nazigewaltherrschaft von 1933 bis 1945 wurden diese Menschen gedemütigt, entrechtet, vertrieben, misshandelt und ermordet. Ihr Schicksal wird nicht vergessen. Aus den Trümmern der an dieser Stelle von den Nazischergen zerstörten Synagoge wurde im Jahre 1946 dieses Mahnmal errichtet. Heilig ist uns die Erinnerung an die Opfer ohne Zahl.“
Im Februar 1948 wurde vom Landgericht Darmstadt im Prozess wegen der Zerstörung der Langener Synagoge Wilhelm Barth als Befehlsgeber für den Brand zu 1 Jahr und 3 Monaten verurteilt. Wilhelm Görisch, Peter Sehring, Martin Kolb und Ludwig Schwinn wurden zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Nazi-Bürgermeister Göckel verstarb vor dem Prozess.
Von 1981 bis 2010 gedachte das Antifaschistische Aktionsbündnis Langen mit einem Fackelzug durch Langen und einer Kundgebung vor dem Mahnmal der Opfer des Novemberpogroms. Heute gestalten Stadtverwaltung und Schülerinnen und Schüler eine Feierstunde.
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