1935 stand im Langener Wochenblatt eine Abschiedsanzeige der jüdischen Familie Kahn, die in der Darmstädter Straße ein Textilgeschäft geführt hatte (siehe Station 7) und die nun Langen verließ. Als Antwort auf diese Anzeige wurde das Wohnhaus des Zeitungsverlegers mit Nazi-Parolen beschmiert und das Verbot der Zeitung gefordert. SA- und SS-Leute demolierten das Haus, zertrümmerten Fensterscheiben, zerschossen Lampen.
Die Langener Polizeistation war an diesem Abend „zufällig“ nicht besetzt. In die Krawalle griff stattdessen die Staatspolizei Offenbach ein, die den Verleger und dessen Sohn in „Schutzhaft“ nahm. Die Nazi-Randalierer wurden dagegen nicht verfolgt. Erst 1946 wurden zwei Langener Mitglieder der NSDAP zu vier Monaten Haft wegen Landfriedensbruch vom Darmstädter Landgericht verurteilt.
Obwohl der Zeitungsverleger bekannt gegeben hatte, dass er keine Anzeigen von Juden mehr veröffentlichen werde, wurde das Wochenblatt 1936 aufgrund der Anordnung der Reichspressekammer „zur Erzielung gesunder Wettbewerbsverhältnisse“ eingestellt.
Die Stadtbücherei in Langen hatte sich aus dem Arbeiterbildungsverein entwickelt und ging 1929 in das Eigentum der Stadt über. Sie umfasste 1931 einschließlich der Gewerkschaftsbibliothek 1585 Bände und war sehr beliebt. 1933 verlor die Lehrerin Else Wagner ihre Stelle als ehrenamtliche Leiterin der Bücherei. Sie war Mitglied im Volksbildungsverein und dieser war den Nazis politisch nicht genehm. Die Bücherei wurde 1932/33 aufgrund einer Diphterie-Epidemie geschlossen und während dieser Zeit wurde der Buchbestand von Büchern gesäubert, die gegen die herrschende Ideologie gerichtet waren. „Deutschfremdes, zersetzendes Schrifttum“ inklusive der Gewerkschaftsbibliothek wurde entfernt. Das Motto war: „Schutz vor internationalem Sumpf“ (Gleichschaltung aller Bildungseinrichtungen und –vereine aufgrund des Gleichschaltungsgesetzes).
Auch in Langen fand eine Bücherverbrennung durch die Nazis, vermutlich am Steinberg, statt. Neben marxistischen Klassikern wie Marx und Bebel standen z.B. Brecht, Max Brod, Gorki, Kästner, Egon E. Kirsch, Jack London, Heinrich und Klaus Mann, E. Mühsam, Tucholsky und Stefan Zweig auf der Liste der verbotenen Bücher. Die Leitung der Bücherei wurde nationalsozialistisch besetzt.
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