06.11.1932 | Letzte freie Reichstagswahl – Stimmenverluste für die NSDAP |
30.01.1933 | Reichspräsident Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler. In Langen ist Georg Zimmer (SPD) Bürgermeister. Von 18 Gemeindevertretern ist nur einer NSDAP-Mitglied: Heinrich Göckel. Er war schon 1922 als Kandidat einer nationalkonservativen Einheitsliste in den Langener Gemeinderat gewählt worden. 1931 trat er zur NSDAP über und verschaffte ihr so das einzige Mandat im Langener Parlament. |
07.02.1933 | Reichstagsbrand – Die Nazis versuchen, das den Kommunisten anzulasten. Im ganzen Reich werden Kommunisten, Sozialdemokraten und andere Linke verhaftet, misshandelt und inhaftiert. |
27 und 28.02.1933 | Mit zwei großen Demonstrationen reagieren KPD und SPD in Langen. Es sind die letzten freien Demonstrationen bis 1945. |
02.03.1933 | In Langen werden bei bekannten KPD-Mitgliedern Hausdurchsuchungen durchgeführt. Für KPD und SPD wird der öffentliche Wahlkampf für die Reichstagswahl verboten. |
05.03.1933 | Reichstagswahl – die NSDAP wird stärkste Partei, erreicht aber nicht die absolute Mehrheit. Die Mandate für die KPD werden annulliert. Nur so erhält die NSDAP eine Mehrheit. In Langen stimmt die Mehrheit der Wähler weiterhin für SPD und KPD. |
06.03.1933 | Nazis übernehmen (ohne Wahlen) die Macht in den Ländern. |
07.03.1933 | SA Leute besetzen das Langener Rathaus |
12.03.1933 | Antifaschisten werden im Langener Rathaus zusammengetrieben und misshandelt. |
07.04.1933 | Auf Grund des Gleichschaltungsgesetzes wird das Stadtparlament aufgelöst – von nun an sind nur noch NSDAP Mitglieder im Stadtparlament |
08.04.1933 | Der SPD-Bürgermeisters Zimmer wird entlassen und der NSDAP-Stadtverordnete Göckel als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt. Er behält dieses Amt bis 1945. |
Blutorgie im Langener Rathaus am 12. März 1933
Eine Woche nach der Reichstagswahl wurden in Langen stadtbekannte Antifaschisten verhaftet, im Rathaus einem „Verhör“ unterzogen und verprügelt.
Auch der Langener Kommunist Rudi Gottschalk wurde brutal misshandelt und anschließend im Wald zwischen Sprendlingen und Neu-Isenburg liegen gelassen. Er musste in den Untergrund abtauchen.
Von den Misshandlungen berichtet er:
Das Rathaus in Langen war von der SA besetzt. Verstärkt wurde diese Faschisten-Truppe durch auswärtige SS – dies vielleicht, um das Gesicht gegenüber der Langener Einwohnerschaft zu wahren, vielleicht aber auch, um sich einer späteren Rechtfertigung von vornherein zu entziehen.
Im Vorraum des Langener Rathauses wimmelte es nur so von bewaffneten Faschisten. Kommandos, Prügel und Schmerzensschreie hallten durch das Rathaus. Mit den Händen in den Taschen sahen
uniformierte Polizisten mit der Hakenkreuzbinde am Arm gleichgültig den Prügelorgien zu. Kinnhaken von rechts, Kinnhaken von links, Fußtritte in die Hoden. Es reißt nicht ab mit „Zugängen”.
Prügel, Prügel … das war ihrer Weisheit letzter Schluss. Und dann ab in die Arrestzellen im Untergeschoß des Rathauses. Und wenn in den Zellen kein Platz mehr war, dann halfen Fußtritte und Gummiknüppelhiebe nach, um auf engstem Raum Platz zu schaffen für die aus Mund und Nase blutenden „Zugänge”.
Ob Reichsbannerkamerad oder Antifa-Mann, ob Sozialdemokrat oder Kommunist, ob „Arier” oder Jude – es wurde geprügelt, dass die Fetzen flogen.
Nach dieser Gewaltorgie waren in Langen die Nazi-Gegner eingeschüchtert und jeglicher offene Widerstand gebrochen.
1982 forderte das „Antifaschistische Aktionsbündnis“ (AAB) erstmals eine Gedenktafel, um an die Ereignisse des 12. März 1933 zu erinnern. Sie sollte zum 50. Jahrestag am Rathaus angebracht werden. Die Stadt lehnte ab. Deshalb wurde am 12.03.1983 eine aus Spenden finanzierte Tafel vom AAB symbolisch enthüllt.
Da die Stadtoberen weiterhin die Anbringung dieser Gedenktafel am Alten Rathaus verweigerten, wurde sie im Oktober 1983 von Mitgliedern des AAB ohne Genehmigung fest angebracht. Eine Woche später rissen Unbekannte sie nachts aus der Wand; sie blieb verschwunden. Weiterhin gedachte das AAB jedes Jahr am 12. März vor dem Alten Rathaus der Ereignisse, die hier 1933 stattgefunden hatten.
Im Mai 1985 eröffnete die Stadt im Keller des Alten Rathauses einen „Gedenkraum“, in dem auch eine Gedenktafel angebracht wurde. Das AAB demonstrierte weiterhin für die Anbringung der Tafel an der Außenwand, letztlich erfolgreich, denn am 02. Mai 1990 enthüllte die Stadt eine Tafel mit leicht verändertem Text neben dem Eingang. Das AAB wurde dazu nicht eingeladen und durfte auch keinen Redner stellen.
Unter den Verhafteten des 12. März 1933 war auch der politische Leiter der KPD-Hessen, Albert Kuntz. Er wurde von einer SA-Patrouille gefangen genommen, aufs Langener Rathaus gebracht und dort misshandelt. Anschließend überstellte man ihn ins Langener Amtsgerichtsgefängnis. Nach Aufenthalt in mehreren Gefängnissen verlegte man ihn in das Außenlager Dora des KZ-Buchenwald. Hier wurden Raketenwaffen zum Einsatz gegen England gebaut. Albert Kuntz war einer der Organisatoren der Sabotage der Waffenproduktion. Im Januar 1945 ermordeten ihn die Nazis.
Die Langener Stolperstein-Initiative setzte ihm hier (als Nicht-Langener) einen Stein, weil im Langener Rathaus seine Freiheit endete.
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